
Die nordrhein-westfälische Landesregierung engagiert sich aktiv gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Forschung und Ursachenanalyse spielen hierbei einen ebenso wichtigen Part wie die Vernetzung der relevanten Akteure. Mit Best-Practice-Projekten und Bildungsaktionen für Kinder und Jugendliche stehen auch konkrete Maßnahmen auf der nordrhein-westfälischen Agenda, um die Verluste von Lebensmitteln dauerhaft zu senken.
Vernetzung und Dialog
Zum Runden Tisch „Neue Wertschätzung für Lebensmittel“ lädt das NRW-Verbraucherschutzministerium jährlich Vertreterinnen und Vertreter der Landwirtschaft, des Einzelhandels, der Lebensmittelwirtschaft, der Wissenschaft und der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände zum Dialog ein. Gemeinsam werden praktikable Handlungsansätze zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung erörtert.
Die Veranstaltung „Von der Verschwendung zur Wertschätzung der Lebensmittel – Wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Umsetzung“ bot Stakeholdern und wissenschaftlichen Akteuren im November 2014 eine Möglichkeit zur Diskussion von neuen Erkenntnissen und Lösungsmöglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette.
Hier findet sich die Tagungsdokumentation.
Gute Ideen und neue Sichtweisen auf das Thema Lebensmittelverschwendung brachte der studentische Wettbewerb „Verzehrte Welt“. In Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW haben die Studenten der Ecosign Akademie für Gestaltung zahlreiche Ideen und Ansätze konzipiert, um das Thema aufzugreifen: Von einer Internetplattform zur Nachernte beim Bauern („Stoppeln“) über eine Imagekampagne für den „Doggybag“ für Restaurants („Zehnnachzwei“) bis hin zu humorvollen Videoclips und einem Kartenspiel für Kinder wurden Preise an junge Studentinnen und Studenten vergeben.
Unter dem Motto „Köln isst joot“ erreichten die Aktionstage zur nachhaltigen Ernährung im September 2016 in Köln ein ganz großes Publikum. Über 60 Partnerorganisationen zeigten interessierten Bürgerinnen und Bürgern gute Beispiele für wertvolle Ernährung aus der Region – Kosten und Probieren inbegriffen. Bei rund 120 Veranstaltungen wurde eine neue Wertschätzung für Lebensmittel erlebbar.
Zur Website von „Köln isst joot“.
Grundlagen- und anwendungsbezogene Forschung
Die 2012 veröffentlichte NRW-Studie „Verringerung von Lebensmittelabfällen – Identifikation von Ursachen und Handlungsoptionen in Nordrhein-Westfalen“ zeigte, dass nicht nur das Mindesthaltbarkeitsdatum für die Verschwendung von Lebensmitteln verantwortlich ist. Die Verluste entstehen vielmehr auf allen Stufen der Wertschöpfungskette – von der Landwirtschaft über die Verarbeitung und den Handel bis hin zu Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Hier geht es direkt zur Studie.
Von den mindestens elf Millionen Tonnen Lebensmittel, die jedes Jahr in Deutschland weggeworfen werden, fallen rund 17 Prozent im Bereich der Lebensmittelindustrie an. Um Unternehmen der Ernährungsindustrie dabei zu helfen, Lebensmittelabfälle in den Betrieben zu vermeiden, hat das NRW-Verbraucherschutzministerium die Studie „LeDaNa – Lebensmittelabfalldaten für mehr Nachhaltigkeit in der Ernährungsbranche“ in Auftrag gegeben. Im Rahmen der Studie wurde ein Leitfaden zur Erhebung, Nutzung und Daten-Kommunikation zu Lebensmittelverlusten entwickelt. Dieser zeigt praxisorientierte Handlungsoptionen für die Lebensmittelindustrie auf und ist für alle Interessierten nutzbar.
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Die Ursachen für Lebensmittelverluste in der Landwirtschaft und an der Schnittstelle zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Handel beleuchtet die Studie „Lebensmittelverluste bei Obst, Gemüse und Kartoffeln – Lebensmittelverluste zwischen Feld und Ladentheke, Situation in NRW“. Der Endbericht wird im Herbst 2017 veröffentlicht werden.
Bildungsmaßnahmen und Best-Practice-Projekte
Die Universität Paderborn und die Verbraucherzentrale NRW haben im Auftrag des NRW-Verbraucherschutzministeriums einen Werkzeugkoffer erstellt, mit dem Lehrerinnen und Lehrer das Thema Wertschätzung von Lebensmitteln im Unterricht vermitteln können. Der Koffer enthält das didaktische Handwerkszeug für 19 Themen-Bausteine – vom Mindesthaltbarkeitsdatum über persönliches Einkaufsverhalten und Fleischkonsum bis zum Film „Taste the Waste“.
Hier geht es zum Unterrichtsmaterial.
Ein weiteres Bildungsangebot wurde durch die Verbraucherzentrale NRW entwickelt: Das „Duell der Sterneköche“ – ein Spiel für Kinder ab sieben Jahren. Das Kartenspiel wird als flankierende Maßnahme zum EU-Schulprogramm NRW für Obst, Gemüse und Milch in über 1000 Schulen in NRW eingesetzt.
Mit dem Projekt „Reduktion der Lebensmittelabfälle bei Brot und Backwaren – Entwicklung eines Konzepts für Handel, Handwerk und Verbraucher“ wurde der Blick auf das Handwerk gerichtet – mit dem Ziel, die Wertschätzung für das Lebensmittel Brot zu steigern. Dies betrifft die Reduzierung der Verluste in der Backstube wie auch die Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden.
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Im Coaching-Projekt „MehrWertKonsum“ entwickelt die Verbraucherzentrale NRW praxistaugliche Konzepte für eine abfallarme und klimafreundliche Verpflegung in Kindertagesstätten, Schulen und Jugendherbergen. Speisepläne und Verpflegungssysteme werden analysiert und optimiert mit dem Ziel, Lebensmittelverluste zu verringern und das Essen nachhaltiger zu gestalten. Begleitende Bildungsangebote vermitteln Kindern und Jugendlichen den Wert von Lebensmitteln.
Finanzielle Unterstützung der Tafeln e.V.
Gerade zu Corona-Zeiten müssen die Tafeln häufig Großspenden von Herstellerinnen und Herstellern ablehnen, da nicht ausreichend Lager- und Logistikkapazitäten zur Verfügung stehen.
Im Rahmen eines großen Kooperationsprojekts mit dem nordrhein-westfälischen Tafelverband und der Tafel Deutschland e.V. sollen die Warenannahme und -verteilung besonders in strukturschwachen Regionen optimiert werden. Das Verbraucherschutzministerium unterstützt die Tafeln im April 2020 mit einer Förderung in Höhe von 840.000 Euro. Projektziel ist es, ein Logistiknetzwerk mit den notwendigen Kapazitäten und Ausstattungen aufzubauen. Damit werden noch mehr Lebensmittel vor der Entsorgung gerettet und die Lebensmittelverschwendung wird reduziert.