
Lebensmittelverschwendung ist kein begrenztes Problem. Es betrifft verschiedene Bereiche: die Außer-Haus-Verpflegung, die Produktion, den Handel sowie jeden einzelnen Haushalt. Das zeigt: Die Reduzierung von Lebensmittelabfällen geht alle an. Jeder kann etwas tun. Es ist wichtig, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen und an allen möglichen Stellschrauben zu drehen, um hier etwas zu erreichen. Und genau das macht Hessen. Das Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft nimmt das Thema höchstpersönlich in die Hand und arbeitet da – wo es sinnvoll und notwendig erscheint – mit verschiedenen Partnern intensiv zusammen.
„Hessischer Verbrauchertag 2021“
Die krumme Gurke, die es nicht in den Handel schafft, der vergessene Joghurt ganz hinten im Kühlregal, das letzte Stück Pizza, das beim Lieblingsitaliener auf dem Teller bleibt: Lebensmittelverschwendung hat viele Facetten.
Wie können wir erreichen, dass Lebensmittel entlang der gesamten Versorgungskette mehr wertgeschätzt werden? Dazu diskutierten Verbraucherinnen und Verbraucher mit Expertinnen und Experten aus Politik, Landwirtschaft, Handel, aus der Gemeinschaftsverpflegung und zivilgesellschaftlichen Initiativen im Rahmen des vom Hessischen Umweltministerium geförderten 5. Hessischen Verbrauchertag der Verbraucherzentrale Hessen zum Thema "Lebensmittel sind kostbar – Lebensmittelverschwendung vermeiden" am 17. November 2021.
Video „Eine Gurke macht es vor: Food Waste geht uns alle an.“
Die krumme Gurke, die es nicht in den Handel schafft, der vergessene Joghurt ganz hinten im Kühlregal, das letzte Stück Pizza, das beim Lieblingsitaliener auf dem Teller bleibt: Lebensmittelverschwendung hat viele Facetten. Die Verbraucherzentrale Hessen hat sich dem Thema auf eine ganz besondere Art angenähert. Das wichtige Thema Lebensmittelwertschätzung kommt in Form eines exklusiven Slam Textes daher. In Gestalt einer kleinen Gurke wird Wissenswertes über ein Video vermittelt und zum Handeln motiviert. Das Video kann über die Seite der Verbraucherzentrale oder
Vimeo abgerufen werden
„FoodSaverChallenge“
Um Lebensmittel vor dem Müll zu retten, engagieren sich „Foodsaver" und verteilen oder nutzen noch genießbare Lebensmittel aus kooperierenden Bäckereien, Supermärkten oder Gaststätten. Doch Lebensmittel retten können alle – in der eigenen Küche, beim Einkauf und im Restaurant.
Die Verbraucherzentrale Hessen e.V. ruft im Rahmen einer FoodSaverChallenge dazu auf, Ideen, Tipps und Beispiele zu sammeln, um Lebensmittel vor dem Abfalleimer zu bewahren!
Alle Ideen werden gesammelt (E-Mail: foodsaveridee@verbraucherzentrale-hessen.de) und im Rahmen des diesjährigen digitalen Hessischen Verbrauchertages 2021 zum Thema „Lebensmittel sind kostbar“ am 17.11.2021 veröffentlicht. Gefragt sind große und kleine Ideen, wie man gegen Lebensmittelverschwendung im Alltag vorgehen kann.
Lebensmittel von klein auf wertschätzen
„Bauernhof als Klassenzimmer“
Damit man Dinge wertschätzt, muss man einen Bezug zu ihnen haben. Genauso verhält es sich auch mit Lebensmitteln. Wenn Kinder und Erwachsene wissen, wie mühsam Lebensmittel erzeugt werden und wieviel Arbeitsaufwand dahintersteckt, ist die Hemmschwelle, diese wegzuwerfen, höher. Deshalb gibt es in Hessen das Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Kultusministerium und dem Hessischen Bauernverband im Jahr 2000 auf den Weg gebracht und mit verschieden Projektunterstützern weiterentwickelt. Das Projekt zielt darauf ab, Kindern die hohe Wertigkeit von Lebensmitteln zu vermitteln, indem ihnen gezeigt wird, wie mühevoll und mit wie viel Arbeitseinsatz diese erzeugt werden. Über 200 Partnerbetriebe öffnen mittlerweile ihre Hoftüren für hessische Schulklassen und Gruppen jeglichen Alters.
„Werkstatt Ernährung“ – Kreative Resteküche und Lagerung von Kindesbeinen an lernen
Wieso werden Lebensmittel weggeworfen? Unter anderem, weil sie verderben oder man nicht weiß, was man mit Resten anfangen soll. Hier setzt das vom Hessischen Verbraucherschutzministerium in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Kultusministerium und verschiedenen hessischen Institutionen und Verbänden aus dem Ernährungsbereich entwickelte Bausteinkonzept „Werkstatt Ernährung“ frühzeitig an.
Es behandelt das Thema „Essen und Trinken“ und ist als Grundlage zur Gestaltung von Arbeitsgruppen und Projekttagen sowie Projektwochen gedacht. Die Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler vorwiegend der Klassen 5 und 6 aller Schulformen. In der „Werkstatt Ernährung“ erfahren diese mehr über die Welt der Lebensmittel und deren Zubereitung. Ziel ist es, durch eine lebensnahe Herangehensweise bei Kindern und Jugendlichen ein nachhaltiges Ernährungsverhalten zu erreichen. Dazu gehört auch zu lernen, wie man mit Lebensmittelresten umgeht und wie man den Kühlschrank so einräumt, dass Lebensmittel nicht so schnell verderben. Rezepte für die kreative Resteküche sind hier ebenso enthalten wie Anleitungen für Geschmackstests, um herauszufinden, ob das Lebensmittel noch gut ist. Die Werkstatt Ernährung in Hessen wird in Zusammenarbeit mit dem LandFrauenverband Hessen e.V. durchgeführt. Dabei unterstützen vom LandFrauenverband Hessen e.V. geschulte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Lehrkräfte kostenlos bei der Umsetzung der Werkstatt Ernährung in Unterricht und Schulalltag. Nähere Infos zur „Werkstatt Ernährung“ unter www.werkstatt-ernaehrung.hessen.de.
„Klimabewusst essen in Schulen“
Klimasensible Ernährung und nachhaltiger Konsum sind die Basis für eine zukunftsfähige Ernährungsweise, die wertvolle Ressourcen schont, die Gesundheit erhält und soziale Verantwortung trägt. Wenn sich Schülerinnen und Schüler heute mit diesen Themen beschäftigen, werden sie morgen bewusste und reflektierte Ernährungs- und Konsumentscheidungen treffen.
Die Schule ist ein wichtiger Ort für junge Menschen. Hier wird zusammen gelernt, diskutiert, gehandelt – und auch gegessen. Deshalb fördert das Land Hessen das Projekt „Klimabewusst essen in der Schule“ der Verbraucherzentrale Hessen e.V. Dieses zeigt in mehreren Projektteilen (KlimaFrühstück, KlimaSnackbar, klimasmarter Schulkiosk) Schülerinnen und Schülern sowie Bildungsakteurinnen und Bildungsakteuren (Lehrkräften, Multiplikator:innen) den Zusammenhang von Ernährung und Klimaschutz auf. Die Lebensmittelwertschätzung und eine Vermeidung der Verschwendung von Lebensmitteln bilden einen wichtigen Themenbaustein in allen Projektteilen.
Die Verbraucherzentrale und der „Lebensmittelretter“
Die Verbraucherzentrale Hessen e.V. hat die bundesweite interaktive Aktion „Ess-Kult-Tour“ um eine Station ergänzt – den sogenannten „Lebensmittelretter“. Zielgruppen des Projektes sind vorrangig Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Wohngebieten. Die Stationen werden für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I (ab Jahrgangsstufe 7) in Haupt-, Real-, Gesamt- und Mittelschulen sowie für Jugendliche und junge Erwachsene im Berufsgrundschul- bzw. Berufsvorbereitungsjahr angeboten. Die Station Lebensmittelretter vermittelt, dass Lebensmittelverschwendung auf allen Stufen der Wertschöpfungskette stattfindet. Das Konsumverhalten wird reflektiert und der Umgang und die Lagerung mit Lebensmitteln erlernt. Zudem werden handlungsorientiert Strategien und Lösungswege zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung erarbeitet. Die Materialien werden auch an einem Verbraucherinformationsstand „Lebensmittelretter“ eingesetzt – dies vorzugsweise von den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Hessen e.V. an Aktionstagen. Der Ratgeber der Verbraucherzentralen „Kreative Resteküche – Einfach – schnell – günstig“ greift das Thema über Rezepte zur Restverwertung, sinnvolle Planung zu Einkauf, Vorratshaltung und Haltbarmachung auf. Weitere Informationen zum „Lebensmittelretter“ unter www.verbraucherzentrale-hessen.de/lebensmittel/esskulttour-station-sei-ein-lebensmittelretter-16139
Lebensmittelverschwendung in der Außer-Haus-Verpflegung beseitigen
Netzwerk „100 KlimaKantinen“
Hessenweit engagieren sich bereits heute zahlreiche Einrichtungen für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz – dazu zählt auch der Einsatz für mehr Lebensmittelwertschätzung. Dieses Engagement möchte das Umweltministerium gezielt unterstützen und mit dem Netzwerk „100 KlimaKantinen“ Raum für einen Informations- und Erfahrungsaustausch bieten.
Eine Mitgliedschaft ist für private und öffentliche Kantinen, Mensen und Betriebsrestaurants möglich. Voraussetzung ist, dass acht Maßnahmen aus einem Maßnahmenkatalog umgesetzt werden, darunter auch die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.
Die „100 KlimaKantinen“ können gegenseitig voneinander lernen, sie werden Vorbild für andere Einrichtungen der Gemeinschaftsgastronomie sein und durch ihre Mitgliedschaft ihren Gästen zeigen können, dass bei ihnen eine klimabewusste Ernährung gewährleistet ist.
Betriebsindividuelle Beratung für Kantinen und Großküchen
Um eine Großküche klimafreundlich umzustellen, bedarf es teilweise einer sehr individuellen Anpassung komplexer Abläufe wie des Wareneinkaufs, der Warenlogistik oder -lagerung oder der Erstellung angepasster Speisepläne. An diesem Punkt setzt das vom Hessischen Umweltministerium geförderte Beratungsangebot für Kantinen und Großküchen an.
Im Rahmen dieser individuellen und mehrtätigen Beratung soll eine Bestandsaufnahme der betrieblichen Ist-Situation erfolgen und potentielle Veränderungen in den Bereichen Speiseplangestaltung, Rezepturen und Kücheninventar erarbeitet werden. Auch die Kundeninformation, die Umstellung auf einen höheren Frischkostanteil oder die Verringerung des anfallenden Lebensmittelabfalls können Bestandteil der Beratung sein. Das Beratungsangebot ist für die Küchen kostenlos.
„Vernetzungsstelle Schulverpflegung Hessen“
Mit Fachtagungen, Workshops und Fortbildungen für Lehrkräfte unterstützt die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Hessen die Umsetzung ernährungsbildender Maßnahmen. Sie berät zur Entwicklung individueller Verpflegungskonzepte und fördert den Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen allen Akteurinnen und Akteuren beispielsweise über die Ausrichtung landesweiter und regionaler Netzwerktreffen kommunaler Schulträger, die Bündelung schulischer Beispiele gelingender Praxis oder themenspezifischer Aktionstage wie dem Hessischen Tag der Schulverpflegung oder dem Hessischen Tag der Ernährungsbildung.
Auf diese Weise gibt sie dem wichtigen Thema der Lebensmittelwertschätzung Raum und unterstützt Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung in den Wirkungsfeldern aller Beteiligten.
„Kulinarisch nachhaltig: Essen in Hessen“
Lebensmittelverschwendung betrifft alle Stufen entlang der Wertschöpfungskette, auch die Außer-Haus-Verpflegung. Lebensmittelreste fallen auf Kantinentellern ebenso an wie im Restaurant. Wie kann man das in den Griff bekommen?
Um Antworten auf diese Frage zu erhalten, hat die Hessische Landesregierung Anfang 2017 ein Pilotprojekt zur Reduzierung von Lebensmittlabfällen in der Außer-Haus-Verpflegung unter dem Titel „Kulinarisch nachhaltig: Essen in Hessen“ gestartet. Das Projekt wird gemeinsam mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) umgesetzt. Es läuft bis Ende 2018 und verfolgt zwei Ziele: die Reduzierung von Lebensmittelabfällen in Großküchen und eine nachhaltigere und gesündere Außer-Haus-Verpflegung in Hessen. Die Außer-Haus-Verpflegung wird dabei in acht hessischen Modell-Kantinen untersucht. Alles zum Projekt unter
http://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/essen-in-hessen/.
Gemeinsam mit externen Partnern gegen Lebensmittelverschwendung
Lebensmittelverschwendung in den Griff zu bekommen – das geht nur gemeinsam. Deshalb kooperiert das Land Hessen bei diesem Thema mit externen Partnerinnen und Partner, die ganz nah am Verbraucher sind: der Verbraucherzentrale Hessen e.V. und dem DHB-Netzwerk Haushalt Hessen. Das Land Hessen fördert deren Maßnahmen finanziell. Die Verbraucherzentrale Hessen und der
Landesverband Hessen des DHB - Netzwerk Haushalt schenken dem Thema in entsprechenden Aufklärungsangeboten und -materialien besondere Aufmerksamkeit.
Genießen statt verschwenden – Lebensmittel retten im Alltag
Lebensmittel vor der Mülltonne zu bewahren, schont die Umwelt, das Klima und ist gut für die eigene Geldbörse. Wie es gelingt, achtsamer mit Lebensmitteln umzugehen, das erfahren Verbraucherinnen und Verbraucher im Vortrag „Genießen statt verschwenden – Lebensmittel retten im Alltag“. Online oder in Präsenz kommen die Expertinnen der Verbraucherzentrale mit Interessierten ins Gespräch zu Fragen wie „Welche Lebensmittel werden überwiegend weggeworfen?“ „Warum landen Lebensmittel überhaupt im Müll?“ oder „Wie lassen sich Lebensmittelabfälle im privaten Haushalt vermeiden?“ Das Angebot informiert über Fakten rund um Lebensmittelabfälle im privaten Haushalt und gibt Tipps worauf wir bei Einkauf, Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln achten können.
Aufklärung im Projekt „Alltagskompetenzen“ – DHB - Netzwerk Haushalt nah am Verbraucher
Zu den Themen Lebensmittelverschwendung und Wertschätzung von Lebensmitteln klärt der Bundesverband DHB - Netzwerk Haushalt regelmäßig in Seminaren des Projektes „Alltagskompetenzen – Erwerb von Haushaltsführungskompetenzen“ sowie auch im Projekt
„Haushaltskompetenz für Flüchtlinge“ auf. Das im Rahmen des Projektes „
Alltagskompetenzen“ durchgeführte Modul „
Erlebniswerkstatt Küche" ist flächendeckend über Hessen verteilt. Zielgruppe sind junge Menschen, junge Erwachsene und Familien sowie Schülerinnen und Schüler. Ziel des Projektes ist es, Kindern und Jugendlichen das Kochen von kleinauf beizubringen unter Berücksichtigung von Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit. Zudem wird das Bewusstsein für das Einkaufen von ausgewogenen Nahrungsmitteln trainiert/geschärft und die Lebensmittelverschwendung in den Blick gerückt.
Außerdem werden über die Ortsverbände des DHB - Netzwerk Haushalt bei verschiedensten Veranstaltungen wie Regionalmessen, Vorträgen und Aktionen praxisnah Informationen vermittelt. Nähere Informationen unter https://www.dhb-netzwerkhaushalt-hessen.de/projekte/alltagskompetenzen/
Aktion „Gelbes Band“ – auch in Hessen wird Obst geerntet
Im Rahmen der Aktionswoche 2021 „Deutschland rettet Lebensmittel!“ können Besitzerinnen und Besitzer von Streuobstwiesen oder Obstbäumen vom 29. September bis 6. Oktober ein gelbes Band an ihre Bäume binden – es signalisiert: Die Ernte ist für alle freigegeben. So sorgt die Aktion dafür, dass mehr Obstbäume abgeerntet und das Obst verwertet wird, anstatt zu verderben. Die Standorte der Bäume, an denen geerntet werden darf, sind in einer
digitalen Karte gelistet.
In Hessen beteiligt sich unter anderem der Tafel Hessen e.V. – Landesverband Hessen, der gemeinsam mit regionalen Tafeln vor Ort Kochaktionen aus geerntetem Obst durchführt und Kooperationen mit Streuobstwiesen in der Region eingeht. Auch einige Landkreise haben bereits Interesse bekundet, die Aktion zu unterstützen. Daneben setzen sich die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Hessen sowie die Verbraucherzentrale Hessen e. V. für eine weitreichende Bekanntmachung der Aktionswoche ein und führen eigene Maßnahmen durch.
Weitere Informationen zum Thema:
www.verbraucherfenster.hessen.de
www.verbraucherzentrale-hessen.de
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