
Das Kochhaus hilft dabei, Reste in der Küche zu vermeiden.
Wer heute mit einem Rezept in den Supermarkt geht, bekommt in den wenigsten Fällen genau die Mengen, die nötig sind. Gut funktioniert das noch bei Fleisch oder losem Gemüse. Schwieriger wird es bei Verpacktem wie Milchprodukten, Hülsenfrüchten oder Mehl. Schwierig wird es bei Soßen, frischen Kräutern und exotischen Zutaten, die nur in kleiner Menge und dann womöglich nie wieder Verwendung finden.
Dennoch dauerte es lange, bis sich jemand diesem Problem annahm. Seit drei Jahren gibt es in mittlerweile sechs deutschen Städten das „Kochhaus“ – ein Lebensmittelgeschäft, das sich dem Selberkochen widmet.
Die Idee hatten die drei Gründer Dorothée Karsch, Ramin Goo und Max Renneberg, weil sie beruflich stark eingebunden waren, aber dennoch gerne abends frisch kochen mochten. „Der abendliche Besuch im Supermarkt kurz vor 20 Uhr gestaltete sich häufig schwierig. Die Ideen und die passend portionierten Zutaten fehlten“, sagt Dorothée Karsch.
Ihre Lösung: Ein Geschäft mit frei stehenden Tischen, auf denen sich die passend portionierten Zutaten für ein Gericht finden. Da bekommt man dann für eine Portion Gnocchi mit Tomaten vier Cocktailtomaten, ein kleines Stück Butter und eine Handvoll Walnüsse. Dem Rinderfilet liegt ein einzelner Kräuterseitling bei. Dazu gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung in Bildern. Die Zutaten zusammensuchen muss man nicht mehr.
Die Vermeidung von Resten ist dabei explizit vorgesehen. „Die Zutaten sind exakt für zwei, vier und mehr Personen portioniert. Somit entstehen dem Kunden beim Kochen keine Reste und es wandern keine Lebensmittel unnötig in den Müll. Dies ist von uns bewusst so im Konzept verankert, da erfahrungsgemäß bei großen Abpackungen aus Supermärkten immer einiges im Müll landet.“ Um auch die Reste im Markt selbst gering zu halten, werden die Kochhäuser täglich beliefert. „So können wir auch den dortigen Wareneinsatz sehr gut planen und den Ausschuss von Lebensmitteln sehr gering halten“, so Karsch.
Nicht nur Singles oder Kochanfänger fühlen sich laut Karsch von dem Konzept angesprochen, auch Berufstätige, Studenten, Familien mit Kindern und erfahrene Hobbyköche gehören zu den Kunden. Mittlerweile gibt es das Kochhaus elf Mal: in Berlin, Hamburg, München, Regensburg, Münster und Frankfurt am Main.
Wer Lebensmittel vor der Tonne retten möchte, findet auch in anderen Geschäften viele Anregungen: Bäckereien bieten Brot vom Vortag günstiger an. Ausgewählte Supermärkte verkaufen sogenannte Misfits, verwachsene Karotten, krumme Gurken oder überdimensionale Kartoffeln, die normalerweise nicht in die Auslage kommen. Und wer nicht genau nach Rezept kaufen möchte, sollte möglichst nach Bedarf kaufen: Käse, Fleisch und Fisch in der passenden Menge an der Theke bestellen und zu losem statt abgepacktem Gemüse und Obst greifen.