
Früchte pflücken, die einem nicht gehören: Ist das nicht Diebstahl? Nicht mit der digitalen Leipziger Obsternte-Karte , auf der Bäume und Sträucher zum Ernten für jedermann eingezeichnet sind. So werden Früchte nicht nur geteilt. Es wird auch Obst vor dem Verderben gerettet, das sonst keiner ernten würde. Damit alles mit rechten Dingen zugeht, lässt sich das Team um Sebastian Homburg Bestätigungen der Obstbaumbesitzer vorlegen. So wird festgehalten, dass durch Fremde geerntet werden darf. Um ganz sicherzugehen, gibt es auf der Website nicht nur die Möglichkeit, Fruchtfundorte einzutragen. Man kann auch bereits eingetragene beanstanden.
Wie es zur Leipziger Obsternte-Karte kam
Begonnen hat alles im Jahr 2011. Damals veranstaltete das Team des Unternehmens erleb-bar Mitmach-Programme für Kinder und Erwachsene in Leipzig und Umgebung – was es auch noch heute tut. Auf der Suche nach spannenden Programmen ging man auf Fruchterntetour und fragte sich im Nachhinein, was man mit dem neuen Wissen anfangen sollte. Das erleb-bar-Team entschied sich, die Obsternte-Karte ins Leben zu rufen: Die Leipziger wollten nach Orten suchen, an denen Interessierte mit Zustimmung der jeweiligen Besitzer Obst ernten dürfen. Diese „Fruchtfundgruben“ sollten veröffentlicht und so mit anderen geteilt werden. Das Ziel: Die Orte sollten nicht nur genutzt, sondern auch gepflegt werden. Und man wollte solche Orte neu schaffen – sprich: Es sollten Obstbäume und -sträucher gepflanzt werden.
Die Obsternte-Karte wächst
Was daraus geworden ist? Die Obsternte-Karte ist online, und das Konzept hat Erfolg: Durchschnittlich 500 Nutzer pro Monat besuchten in den Erntemonaten von Mai bis Dezember 2015 die Leipziger Obsternte-Karte im Internet. Inzwischen betreibt das Team auch einen eigenen kleinen Obstgarten. Dort werden vor allem Pflanzen vermehrt. Aber nicht nur das: Pflegeleichte Obststräucher wie Johannis- und Stachelbeeren werden auch verschenkt. Aber immer unter der Maßgabe, dass der Beschenkte sie in die Obsternte-Karte eintragen lässt und so die Früchte teilt. „Mir macht das einfach Spaß“, sagt Sebastian Homburg von der Obsternte-Kiste und dem erleb-bar-Team. „Und quasi nebenbei werden dabei Lebensmittel gerettet.“