
Selbstpflücker aufgepasst:
Auf der digitalen Landkarte www.mundraub.org sind zwischen 20.000 und 30.000 Obstbäume eingetragen. Die meisten davon in Deutschland, ein Teil steht aber auch in anderen europäischen Ländern, Nordafrika und den USA. Nutzer der Online-Plattform haben die Pflanzen verzeichnet, damit dort alle kostenlos ernten können. „Jeder kann mitmachen und selbst solche Fundorte hinzufügen“, sagt Madeleine Zahn, Mitarbeiterin im Mundraub-Team in Berlin. „Damit fördern wir das Bewusstsein und den Erhalt für natürliche Obstressourcen und steigern die Wertschätzung unserer täglichen Nahrungsmittel.“
Die Idee entstand bei einer herbstlichen Paddeltour
Der Umweltingenieur Kai Gildhorn und die Wirtschaftswissenschaftlerin Katharina Frosch waren gerade mit dem Boot unterwegs, als ihnen am Ufer Bäume auffielen, die sich unter der Last ihrer Früchte bogen. Niemand schien sich für das hiesige Obst zu interessieren. Beim Blick in die eigenen Taschen dämmerte ihnen, wieso: Die Früchte, die die beiden Paddler dabei hatten, kamen nicht aus der Region, sondern aus Übersee. Was sie von da an beschäftigte, war die Frage: Wie lässt sich erreichen, dass die Menschen wieder den Wert der vergessenen Bäume im eigenen Land begreifen? Ihre Antwort brauchte Zeit zu reifen. Im Jahr 2010 war es dann soweit: Ihre Plattform Mundraub ging online, mit der sie sich für Streuobstbäume einsetzen.
Streuobstpflanzen sind bedroht
Schutz und Wertschätzung der Pflanzen ist wichtig, denn sie sind stark gefährdet. Immer mehr regionale Sorten sterben aus. Die Ernte und Pflege der vereinzelt stehenden Bäume mit ihren hoch hängenden Früchten ist zeitaufwändig und teuer. „Zwar wachsen die Zahl der Initiativen und das Interesse zur Erhaltung und Nutzung dieser Kulturlandschaft, dennoch ist die Verdrängung durch niedrigstämmige Hochleistungsplantagen und günstigere Importe aus Übersee groß“, erklärt Madeleine Zahn von Mundraub. Deshalb arbeitet die Initiative daran, Streuobst und seinen Wert bekannter zu machen: Rund 7.000 Nutzer haben der Plattform zufolge bereits Fundorte eingetragen. Täglich kommen bis zu 60 neu registrierte Nutzer und 30 bis 40 neue Einträge dazu. „In der Erntezeit besuchen uns täglich bis zu 5.000 Nutzer“, sagt Zahn.
Wann ist Ernte Diebstahl?
Die Nutzer der Online-Plattform treibt in der MundraubFaceboookGruppe neben dem richtigen Erntezeitpunkt besonders eine Frage um: Darf ich die Früchte dieses Baumes ernten oder nicht? Denn ohne Erlaubnis ist das Pflücken immer noch das, was man früher im Gesetzbuch als Mundraub bezeichnete. Es ist Diebstahl. Genau den will die Plattform, die sich den alten Namen ausgeborgt hat, verhindern. Deshalb gibt es für alle Nutzer Tipps, wie sie klären können, wem ein Baum oder Strauch gehört. Eintragen dürfen Nutzer Fundorte auch nur, wenn das Pflückrecht geklärt ist, so steht es in den Regeln. Wer daran zweifelt, dass eine Pflanze vom Eigentümer zur kostenlosen Ernte freigegeben ist, wendet sich an den Ersteller des Eintrags – und gegebenenfalls ans Mundraub-Team.
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